Am 4. April spülte mir Facebook einen Beitrag des FC PlayFair e.V. in die Timeline, über den ich als Präsident der Confederation of Football e.V. und Schiedsrichter tatsächlich eine Weile nachdenken musste.
Zuerst einmal muss man sich die Frage stellen, ob ein Sport, der von so vielen Menschen gelebt und geliebt wird überhaupt jemandem gehören kann. Immerhin handelt es sich dabei ja nicht um einen Gegenstand dem man einen klaren Besitzer zuordnen kann. Zum anderen stellt sich mir die Frage, welcher Mehrwert in dieser Aussage, ob sie nun stimmen mag oder nicht, steckt.
Zuerst einmal stellt sich die Frage, wer gilt als Fan? Sind das ausschließlich die Dauerkartenbesitzer in den Fanblöcken der ersten bis dritten Bundesliga, oder ist das auch Martina, die mit ihrem Sohn je nach Möglichkeit mal zu einem Bundesliga-Spiel oder auch zum Landesklasse Verein um die Ecke geht? Oder Thomas, der sich den Eintritt in die Stadien nicht leisten kann, aber jedes Spiel seiner Mannschaft aufgeregt vor dem Fernseher verfolgt und sich jedes Wochenende als Spieler bei seiner Kreisklasse-Mannschaft voll ins Zeug legt? Oder ist es Sven, der mit seinen 15 Jahren jedes Wochenende mehrere Spiele im Jugendbereich pfeift?
Oder zählen zu den Fans auch die Menschen, die rein aus dem Entertainment-Gedanken heraus mal zu einem Bundesliga- oder Nationalmannschaftsspiel gehen? Kann man sich selbst als Fan bezeichnen und muss dann durch jemand anderen als Fan benannt werden? Diese Diskussion mag auf den ersten Blick etwas theoretisch klingen, aber sie ist notwendig, wenn man zuordnen möchte, wem der Fußball entsprechend der Aussage des FC PlayFair gehört.
Wenn wir nun also annehmen das wir eine Definition für Fans gefunden haben und damit wissen, wem jetzt der Fußball gehört, was bedeutet das in der Konsequenz?
Wenn jemandem etwas gehört, dann ist er ja augenscheinlich auch dafür verantwortlich. Verantwortung bezieht sich allerdings sowohl auf die positiven wie auf die negativen Eigenschaften des Besitzes. Sind die Fans dann also auch für die Fehlentwicklungen des Fußballs in den letzten Jahren verantwortlich? Nehmen wir als Beispiele die, wenn vielleicht auch nur gefühlte Zunahme von Gewalt, Beleidigungen und Rassismus auf den Plätzen? Der Anstieg der Ticketpreise und der Gehälter sowie Transfersummen? Sind die Fans dann auch verantwortlich dafür, dass die Gelder im Amateurbereich immer knapper werden und es teilweise an Grundlegendem fehlt? Wenn der Fußball den Fans gehört, dann ist die Einführung des Video-Beweises mit all seinen Folgen ja auch in der Verantwortung der Fans. Oder was ist mit dem Mangel an Schiedsrichtern und dem Problem, dass es offenbar immer weniger Trainer, vor allem im Jugendbereich gibt? Was machen die Fans gegen all diese Probleme, wenn ihnen der Fußball als gesamtes doch gehört?
Ich könnte jetzt noch eine Reihe weiterer Beispiele aufführen an denen deutlich wird, dass der Fußball nicht allein den Fans allein gehören kann. Wie überall im Leben ist unser Sport eine Ansammlung von verschiedenen Interessengruppen.
Wenn man sich tatsächlich darüber unterhalten möchte wem der Fußball gehört, dann kann letztendlich nur das Ergebnis sein, dass der Fußball allen Beteiligten gehört, Spielern, Fans, Trainern, Ehrenamtlichen, Schiedsrichtern, Eltern, Vereinsmitgliedern und ja, auch den Sponsoren, ohne die, so gut oder schlecht man das finden mag, für die meisten Vereine kein Vereinsleben möglich ist. Keine der vorgenannten Gruppen ist wichtiger als die Andere und die Herausforderung besteht eben genau darin, die Interessen aller Beteiligten zusammen zu bringen, zum Wohle und Interesse des Fußballs.
Genau aus diesem Grund setzen wir auf die aktive Beteiligung aller Interessengruppen innerhalb unserer Strukturen. Bei uns entscheiden nicht Gremien, sondern bei uns entscheiden die relevanten Mitglieder-Gruppen über Sachverhalte, welche sie selbst betreffen. Dafür setzen wir auf eine aktive demokratische Legitimierung von Entscheidungen anstelle von Vereinbarungen in Hinterzimmern. Das beginnt bei den Spielern und bindet die Fans sowie die Schiedsrichter ein und alle anderen Gruppen mit ein.
Wenn man aus dieser, wenn auch meiner Meinung nach nicht zielführenden Debatte eines mitnehmen kann, der Fußball gehört vielen, aber einem gehört er definitiv nicht, den Verbänden. Ich halte eine Debatte darüber, welche Aufgaben ein Verband übernehmen soll, welche Rechte und Pflichten er hat und wie viele wir davon brauchen für sinnvoller und zielführender für den Fußball, als das herausheben einzelner Gruppen.
Keine Gruppe allein wird den Fußball als gesamtes verbessern können, denn unser Sport ist und bleibt ein Teamsport, auf und neben dem Platz.
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