Home » DE » CoF » #GABFAF – oder wenn Journalisten Sportpolitik machen wollen

Ungelenk kommt er daher. Der neue Hashtag, der die Fußball-Welt verändern soll, also zu mindestens für die Amateure. Seit dem 15. März weiß nun jeder, wofür #GABFAF steht. Oder etwa nicht?

#GABFAF steht für das „Gemeinsame Aktionsbündnis zur Förderung des Amateurfußballs“.

Dahinter steht mit der Mediengruppe Madsack aus Hannover. Zu dieser Mediengruppe gehören:

Bundesland Produkt
Brandenburg Märkische Allgemeine
Hessen Gelnhäuser Neue Zeitung
Mecklenburg-Vorpommern Ostsee-Zeitung
Niedersachsen Aller-Zeitung,

Eichsfelder Tageblatt,

Göttinger Tageblatt,

Hannoversche Allgemeine Zeitung,

Neue Presse,

Peiner Allgemeine Zeitung,

Schaumburger Nachrichten,

Wolfsburger Allgemeine Zeitung

Sachsen-Anhalt Naumburger Tageblatt
Schleswig Holstein Lübecker Nachrichten
Sachsen Leipziger Volkszeitung,

Dresdner Neuesten Nachrichten

Überregional Sportbuzzer
Nachrichtendienst RND RedaktionsNetzwerk Deutschland

Laut eigener Aussage möchte #GABFAF sich an den folgenden 8 Versprechen „messen“ lassen.

Was sich auf den ersten Blick gut liest, wirft jedoch bei tieferer Betrachtung Fragen auf.

Aus unserer Sicht übernimmt #GABFAF nun also eine Vielzahl an Aufgaben von den Organisationen, welche eigentlich dafür verantwortlich sind – die bisherigen Fußballverbände. So sehen wir das Aufzeigen von Problemen und das Schaffen der entsprechenden Lösungen als Verbandsaufgabe. Dafür bekommen die Verbände immerhin Geld von ihren Mitgliedern.

Dazu kommt, dass sich ein Medienunternehmen nun als „Anwalt der Amateure“ sieht – ist dies nicht genau der Grund warum es Fußballverbände gibt? Als Interessenvertretung der ihm angeschlossenen Fußballvereine inklusive ihrer Mitglieder? Werden nicht dafür auf Verbandstagen regelmäßig Menschen in Funktionen gewählt? Um genau das zu erfüllen?

Und das fordern einer respektvolleren Geldverteilung bis in die untersten Ligen ist ein schöner Satz, nur hat weder das Medienunternehmen Madsack noch der Sportbuzzer irgendeine Handhabe darauf einzuwirken. Immerhin wird die Verteilung der Gelder durch die von den Vereinen gewählten Sportfunktionäre in den Verbandsetagen beschlossen und dann umgesetzt.

Grundsätzlich stellt sich bei der ganzen Kampagne die Frage, ob Journalisten, immerhin steht ein Medienunternehmen hinter der Kampagne, gerade von der „Vierten Gewalt“ dazu übergehen, Themen einfach selbst zu machen. Also anstelle über etwas zu berichten es auch gleich selbst lösen zu wollen. Was wiederrum die Frage aufwirft, wer nun die Arbeit des Medienunternehmens kritisch beleuchtet.

Wer ist eigentlich für die Problemlösung verantwortlich?

Eines der 8 Versprechen, an denen sich #GABFAF messen lassen möchte ist, dass man nun „Politiker, Sponsoren und Verbände“ in die Pflicht nehmen möchte.

Dies ist eine sehr komische Einstellung für ein Medienunternehmen. Ist es nicht grundsätzlich dessen Aufgabe, die Arbeit der Verantwortlichen (mit Ausnahme der Sponsoren) kritisch zu beleuchten und auf Missstände hinzuweisen? In die Pflicht genommen werden können Politiker als auch Verbände wiederrum nur von den Wählern bzw. ihren Mitgliedern.

Sponsoren in die Pflicht zu nehmen, also Menschen und Organisationen, welche ja freiwillig etwas tun, scheint wiederrum nicht zu Ende gedacht. Wie muss man sich das vorstellen? Gehen nun die Journalisten des Sportbuzzers auf die Sponsoren zu und fordern diese auf noch mehr zu machen? Diesen Weg sehen wir eher kritisch, weil es wohl eher dazu führen wird, dass Sponsoren sich zurückziehen. Wer möchte bei einer freiwilligen Unterstützung noch mehr gefordert werden?

Darüber hinaus scheint man sich auch noch nicht im Klaren darüber zu sein, wer eigentlich in welcher Reihenfolge in die Pflicht genommen werden soll. So findet sich in der Pressemitteilung zur Gründung der Kampagne folgender Satz wieder:

„Wir möchten Missstände aufzeigen, Amateuren ein Gehör geben, Verbände, Funktionäre und Sponsoren in die Pflicht nehmen – und gemeinsam Lösungen schaffen“, sagt Marco Fenske, Chefredakteur des RedaktionsNetzwerks Deutschland (RND) und Sportbuzzer-Geschäftsführer.“

Es ist schon ein entscheidender Unterschied, ob ich die Verbände zuerst einmal in die Pflicht nehme, ihre Rolle als Problemlöser endlich einmal wahrzunehmen oder ob Politiker nun auch noch den Job der Verbände machen sollen. Man könnte jetzt natürlich mit einem Augenzwinkern sagen, dass es ja nicht unüblich ist, dass Politiker häufig gleichzeitig in führenden Funktionärsrollen in Fußballverbänden aktiv sind.

Aus unserer Sicht ist es zuerst die Aufgabe eines Fußballverbands Probleme zu lösen und die Politik dort einzubeziehen, wo eine Problemlösung nur über politische Entscheidungen möglich ist.

Sportbuzzer und die bestehenden Fußballverbände

Wer Verbände in die Pflicht nehmen möchte, sollte diesen natürlich erst einmal objektiv und unabhängig gegenüber stehen. Bereits daran hapert es aus unserer Sicht.

Unabhängig bedeutet vor allem ohne vertragliche Beziehungen, welche eine objektive Betrachtung schon fast unmöglich macht. Wer wird Themen kritisch hinterfragen, wenn er mit dem Befragten eine laufende Vertragsbeziehung? Insbesondere dann, wenn derjenige der kritisch ist, sich dann noch als Sponsor und Medienpartner gegenüber der Organisation betätigt, welche er nun objektiv befragen soll. Eine Kritik am Vertragspartner würde also auch direkt auf einen selbst zurück fallen.

Ein besonders prägnantes Beispiel dafür liefert die Leipziger Volkszeitung als Teil der Madsack Mediengruppe und als Berichterstatter auf der Sportbuzzer Plattform.

So veranstaltete die LVZ im Jahre 2019 bereits in der 6. Auflage den LVZ-Sportbuzzer Cup. Auf der dazugehörenden Seite wird angegeben, dass:

„Der LVZ-Sportbuzzer-Cup ist die offizielle Hallenmeisterschaft des Fußballverbandes der Stadt Leipzig (FVSL) im Nachwuchsbereich…“

Damit einhergehend ist die LVZ nicht nur der Sponsor, sondern auch noch der Medienpartner für diese Veranstaltungen.

Zusätzlich dazu führt der FVSL seine Verbandstage auch in der Glaskuppel der LVZ durch. Nach uns vorliegenden Informationen ist die Nutzung der Kuppel nicht kostenfrei, sodass die LVZ also auch durch die Bereitstellung an den Stadtverband Geld verdient.

Geld an der Bereitstellung einer Veranstaltungslocation zu verdienen ist erst einmal vollkommen legitim.

Allerdings besteht dann hier eben eine weitere Abhängigkeit zu der Organisation, welche man nach den Grundsätzen von Journalisten objektiv betrachten und nach Maßgabe der GABFAF Kampagne in die Pflicht nehmen möchte.

Dass wir mit der kritischen Haltung dazu nicht ganz falsch liegen, zeigte auch ein „Interview“, welches die LVZ Anfang des Jahres mit uns führte, nachdem man über den 1.CoF Hallen-Cup auf uns aufmerksam geworden ist. So informierte der Journalist unseren Präsidenten René Jacobi bereits am Anfang des Interviews, dass er vorher schon mit dem Präsidenten des FVSL gesprochen hätte.

Für uns eine fragwürdige Herangehensweise. Man möchte über unser Turnier und unsere Organisation berichten und fragt quasi bei der Konkurrenz nach, wie diese das Thema sehen.

Unabhängig davon fiel die Leipziger Volkszeitung, wie auch alle anderen lokalen Medien der Madsack Gruppe bisher nicht durch eine kritische Berichtserstattung über die Arbeit der bisherigen Fußballverbände auf.

Fazit

Was aus unserer Sicht besonders auffällt, der Sportbuzzer möchte mit den Problemen aus dem Amateurbereich, die er aufdeckt, Menschen erreichen und damit auf die Probleme aufmerksam machen. Unabhängig davon, dass die Probleme allerorten bekannt sind und die Vereine diese seit Jahren benennen, ist es bemerkenswert, dass keine der #GABFAF Stories es in den letzten 6 Tagen auf die Startseite des Sportbuzzers geschafft hat.

So bleiben diese Informationen also im Kreis derer, die sie eh schon kennen, bei den Amateuren. Den Mehrwert davon können nicht erkennen.

Die Kampagnenidee ist sicherlich gut gemeint. Doch sie scheitert, zu mindestens bisher, an der stringenten Umsetzung, also z.B. an der Erhöhung der Amateurartikel auf der Startseite des Sportbuzzers als auch an der Identifizierung der Grundprobleme. Doch wer sich nicht mit den Grundstrukturen und den daraus resultierenden Problemen auseinander setzt, erreicht Insellösungen. Doch Insellösungen für einzelne Vereine lösen nicht eines der generellen Probleme im Amateurfußball.

So hat nun vielleicht jeder Verein, aber eben nicht alle, eine Möglichkeit, auf seine Probleme aufmerksam zu machen. Aus unserer Sicht braucht es jedoch eine komplette Strukturreform, um die Probleme im Amateurfußball zu lösen, diese wird jedoch durch diese Kampagne weder forciert noch angestoßen.

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Kategorie: CoF/DE/Wissenswertes
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Autor: René Jacobi
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